Zur Grindtec muss Rainer Häberle eine neue Maschine bauen: „Die eigentlich als Exponat vorgesehene Neuheit wurde vom Kunden direkt aus der Montagehalle abgeholt.“ Bei der Maschine handelt es sich um eine standardmäßige Robodrill a-D14MiB5, die mit einer von CNC Häberle entwickelten Spannvorrichtung und einer kleinen Kühlmittelversorgung zur Schleifmaschine umgerüstet wurde. Die Maschine mit der Bezeichnung Robodrill HB dient zum Schleifen von Weldon-Spannflächen an Fräswerkzeugen mit Schaftdurchmessern zwischen 6 und 20 mm.

Wenn man nur ansatzweise die Einsparung des Kunden nachrechnet, ist die Eile leicht nachvollziehbar. Rainer Häberle: „Der Kunde, ein Werkzeughändler, verspricht sich eine Reduzierung seiner Lagerbestandkosten um rund eine Million Euro.“
Bislang nämlich musste der Händler zwei Varianten bei Fräswerkzeugen vorhalten, solche mit runden Schäften für Hydrodehnfutter oder Schrumpfaufnahmen sowie Fräswerkzeuge mit Weldon-Spannfläche.
Solche Spannflächen erst dann anzubringen, wenn ein entsprechender Auftrag eingegangen ist, hätte den Händler Aufwand und Zeit gekostet – zu einem Zeitpunkt, zu dem der Kunde dringend ein Werkzeug braucht. Um sofort aus dem Katalog liefern zu können, legte sich der Händler also bislang beide Varianten auf Lager. Und das für alle Werkzeuge in allen Durchmessern.
Mit der Häberle Robodrill HB findet dieser Teil der Wertschöpfung erst nach Bestelleingang statt.
Bislang hat man für solche Schleifaufgaben manuelle Maschinen eingesetzt. Auch CNC Häberle hatte einmal eine solche Maschine im Programm. Die WH/1 arbeitete wie eine eingespannte Trennscheibe. Damit konnte man direkt vor Ort die entsprechenden Flächen herausarbeiten. Aber komfortabel und genau geht heute einfach anders. Zudem, so Rainer Häberle, sei mit vertretbarem Aufwand kein CE-Zeichen mehr für eine solche freilaufende Maschine zu bekommen. Geschätzt werden solche Maschinen im Alltag eines Händlers jedoch wegen ihrer einfachen Handhabung. Diese Eigenschaft musste also auch in der neuen Maschine ihren Niederschlag finden, so dass auch ein Lagerarbeiter damit umgehen kann.

iHMI und Picture machen es möglich

Die Idee, die Maschine praktisch mit einem Klick zu starten, ist erst durch zwei technische Features realisierbar geworden. Zum einen erleichtert das Piktogramm-orientierte iHMI für Fanuc CNC die Bedienung, zum anderen gestattet die Software „Fanuc Picture“ eine individuelle Gestaltung dieser Oberfläche.
Aber was heißt das in der Praxis? Rainer Häberle: „Die Maschine am Warenausgang eines Händlerlagers muss auch vom Personal an der Stelle bedient werden können.“ In der Regel sind das aber keine CNC-Spezialisten oder Programmierer. Eine fünfminütige Einweisung sollte genügen, ist man bei den Häberles überzeugt. Umgesetzt hat man das so, dass die Maschine tatsächlich nur eingeschaltet werden muss und der Schleifvorgang auf Knopfdruck läuft.

Für die Wahl der Robodrill waren der geringe Platzbedarf, die hohe Zuverlässigkeit und der vergleichsweise niedrige Einstiegspreis für die Standardausstattung ausschlaggebend: „Mehr brauchen wir für den Zweck auch nicht“, sagt er. Die handelsüblichen, profilierten Schleifscheiben finden in dem 14 Plätze umfassenden Werkzeugspeicher der Maschine Platz, wobei ein Platz für einen Lang-Reinigungspropeller reserviert ist. Die glasfaserverstärkten Flügel öffnen sich durch die Drehung und blasen Kühlmittel weg. Bei Stillstand der Spindel schließen sich die Flügel.

Die Spannvorrichtung der Robodrill HB hat fünf Mehrfachaufnahmen, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Die einzelnen Sets der Vorrichtung sind für Werkzeugschäfte von 6 bis 20 mm Durchmesser vorgesehen.
Die einzelnen Schäfte werden in die Aufnahme gesteckt und manuell mit einem Innensechskant-Schlüssel fixiert. Die Aufnahmen der zu schleifenden Werkzeuge sind so gestaltet, dass sich normalerweise kein Schleifstaub dort absetzen kann und die Werkzeugschäfte tatsächlich plan aufsitzen.

Die Robodrill HB kommt inklusive Aufnahmen, Schleifscheiben und einer eigens entwickelten Kühlmittelanlage – im Paket und betriebsfertig. Ein Kunde kann also entscheiden, ob Kauf oder Leasing die für ihn bessere Variante ist. „1.999 Euro im Monat sind doch nicht schlecht“, meint Rainer Häberle. Dabei ließe sich die Robodrill HB mit geringem Aufwand in eine Fräsmaschine „zurückverwandeln“ und damit einer weiteren Nutzung zuführen. Das kann entweder für den Käufer oder auch für den Leasinggeber eine attraktive Lösung sein, denn wirklich beansprucht ist eine Maschine von der Zuverlässigkeit einer Robodrill nicht. Häberle: „Die ist nach Jahren noch gut.“
Er zielt mit der HB-Variante auf Werkzeughändler als neue Kundengruppe. Und die will Häberle eben auf der Grindtec in Augsburg treffen.